„Ich frage mich, ob es sich noch lohnt, im Ahrntal zu bleiben“
Seit mehreren Jahren kämpfen die Ahrntaler mit Problemen beim Breitbandinternet: Garantierte Mindestbandbreiten werden nicht gewährleistet, Verträge nicht eingehalten. Wer wie Christian Steger, Inhaber einer Internetagentur in Luttach, auf ein funktionierendes Internet beruflich angewiesen ist, steht vor großen Problemen. In einem Interview mit Südtirol Online spricht Steger über die aktuelle Situation.
Südtirol Online: Wie ist die Leistung Ihres Breitbandanschlusses derzeit?
Christian Steger: Stark schwankend. Nach Leserbriefen, Reklamationen oder Rundschreiben bessert sich die Situation zwar, allerdings nur für kurze Zeit. Das Laden einer Internetseite kann mittlerweile Minuten in Anspruch nehmen, manchmal wird eine Webseite nur zum Teil oder gar nicht geladen. Es kommt mehrmals im Jahr vor, dass das komplette Netz nicht funktioniert. Ich führe das auf mangelnde Überwachung und Schlamperei vonseiten des Betreibers Linkem zurück. Ich bezahle diesen für eine Leistung, die ich nicht bekomme.
STOL: Hat sich die Situation nach einer Aufstockung der Bandbreiten im vergangenen Jahr gebessert?
Steger: Durch die Aufstockung im Herbst 2010 hatten die Ahrntaler von Februar bis Juni 2011 einen schnelleren Internetzugang. Seit zwei Monaten aber verschlechtert sich die Situation permanent.
STOL: Haben Sie protestiert?
Steger: Selbstverständlich, andauernd. Ich habe die Techniker der Firma Linkem mehrmals darauf aufmerksam gemacht. Sie haben die Linie zwar auf Anfrage wieder neu gestartet und somit „schneller gemacht“ – aber auch nur vorübergehend. Auf die Linkem-Hotline, die verspricht, das Problem zu beheben, kann ich mich auch nicht verlassen. Es kann Wochen dauern, bis sich etwas tut. Und wenn, dann ist das nicht von Dauer. Am wirkungsvollsten sind Leserbriefe in Verbindung mit einer Reklamation. Ich bin es aber leid, im Wochentakt so vorgehen zu müssen.
STOL: Haben sich die Gemeinde Ahrntal und der zuständige Landesrat für bessere Breitbandinfrastrukturen eingesetzt?
Steger: Die Gemeinde und mehrere Landesräte haben sich gekümmert. Aber auch sie kommen nur bis zu einem bestimmten Punkt weiter.
STOL: Sind die technischen Voraussetzungen für die Umstellung auf schnelles Internet im Ahrntal überhaupt gegeben?
Steger: Grundsätzlich schon. Der zuständige RAS-Techniker hat bestätigt, dass die vorhandene Bandbreite ausreichend sei. Das glaube ich mittlerweile nicht mehr.
STOL: Wurde das Ahrntal inzwischen mit Glasfaserleitungen ausgestattet?
Steger: Es wurden Leerrohre verlegt. Wann die Glasfaserkabel eingezogen werden, weiß niemand. Das kann sich noch Jahre hinziehen.
STOL: Werden die Ahrntaler über die geplanten Maßnahmen informiert?
Steger: Nicht ausreichend. Es gibt einige Veröffentlichungen über den aktuellen Stand auf der Webseite der Gemeinde. Von Linkem erhält man grundsätzlich keine Informationen.
STOL: Welche Auswirkungen hat die schlechte Internetverbindung auf Ihre Arbeit?
Steger: Meine Internetagentur leidet schwer unter der aktuellen Situation. Ein Mitarbeiter wurde aufgrund mangelnder Bandbreite zwangsbeurlaubt, die anderen müssen Überstunden machen, um Abgabetermine einhalten zu können. Ich frage mich, ob es sich überhaupt noch lohnt, im Ahrntal zu bleiben. Der schlechte Internetzugang macht sich nämlich im Umsatz und in der Motivation stark bemerkbar.
Interview: Alexia Ramoser
Quelle:
http://www.stol.it/Artikel/Wirtschaft/Ich-frage-mich-ob-es-sich-noch-lohnt-im-Ahrntal-zu-bleiben