Bozen - „In Sachen Breitband und Erreichbarkeit durch schnelles Internet müssen Land und Gemeinden noch entscheidende Hausaufgaben erledigen. Dazu gehört in erster Linie die Realisierung und Finanzierung der sogenannten letzten Meile“, unterstreicht der Direktor des Handels- und Dienstleistungsverbandes Südtirol (hds), Dieter Steger, in Hinblick auf die für Montag (10. Juni 2013) vorgesehene Sitzung zwischen der Landesregierung und dem Gemeindenverband. Dabei steht das Thema Breitbandversorgung auf der Tagesordnung.
„Die Behandlung dieses für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes entscheidenden Themas sei auf jeden Fall zu begrüßen, so der hds. Dieser erinnert aber daran, dass es schnelle Verbindungen bis direkt in die Haushalte und Betriebe – also über die so genannte „letzte Meile“ – brauche und nicht nur bis zu den Knotenpunkten in den jeweiligen Gemeinden, wie bisher vorgesehen.
„Das Land verlegt derzeit die Glasfasern nur bis zu einem bestimmten Punkt in den Gemeinden, dem so genannten PoP (Point of Presence) wie Gemeindehäuser oder andere öffentliche Einrichtungen, und verkündet immer wieder, dass bis Ende 2013 alle 116 Gemeinden an das Glasfasernetz des Landes angebunden sein werden“, erklärt IT-Experte und hds-Bezirkspräsident des Pustertals, Philipp Moser. Haushalte und Betriebe werden aber noch lange keinen schnellen Internetzugang über Glasfaser haben. Denn die „letzte Meile“, also die Anschlüsse zwischen PoP und Haushalte bzw. Betriebe im Ort, müssen die Gemeinden selbst realisieren. „Dieses Vorhaben ist sehr kostspielig, kostet es doch in einer durchschnittlichen Gemeinde mit 3000 Einwohnern ca. vier bis fünf Millionen Euro, die in keinem Gemeindehaushalt zu finden sind“, betont Moser. Die Gemeinden wissen bisher nicht, wie sie die letzte Meile realisieren sollen: Zum einen steht hinter der Finanzierung ein großes Fragezeichen, zum anderen sind eine Reihe von Fragen wie jene eines möglichen Geschäftsmodells nicht geklärt.
Der hds ist sich sicher: Was die Finanzierung der letzten Glasfaser-Meile anbelangt, so muss die Realisierung auf jeden Fall vom Land mitgetragen werden. Dazu finden in diesen Tagen entsprechende Gespräche statt, um zum einen die Gemeindeverwaltungen zu sensibilisieren und zum anderen konkrete Finanzierungs- und Geschäftsmodelle zu definieren. Bei der Finanzierung wird die neu gegründete Südtirol Finance Ag eine wichtige Rolle einnehmen, die durch die Landesregierung den Finanzierungsauftrag erhalten wird: Es sind für die Finanzierung bereits 50 Millionen Euro vorgesehen, weitere 50 Millionen sollen in einem zweiten Schritt folgen. Damit können die Gemeinden mit der ersten Ausbaustufe beginnen.
Für den hds sei es grundsätzlich entscheidend, dass nicht nur die Ballungszentren, sondern auch der ländliche Raum mit schnellem Glasfaser angebunden werde. „Ansonsten besteht die berechtigte Gefahr, dass sich keine neuen Betriebe mehr in diesen Gemeinden ansiedeln und bestehende abwandern werden sowie Arbeitsplätze verloren gehen. Zudem wird die Wohn-Attraktivität der Gemeinde für junge Familien abnehmen. Der Wertverlust der Immobilien ist eine weitere Konsequenz, denn der Wert einer Immobilie wird in Zukunft auch von der Verfügbarkeit eines Glasfaser-Anschlusses abhängen“, so Steger abschließend.
Von: lu
http://www.suedtirolnews.it/d/artikel/2013/06/07/finanzierung-der-letzten-meile-muss-das-land-uebernehmen.html