Hier dieselbe News als Radiomitschnitt mit Interview von Herrn Fiegl, fast 9 Minuten zum nachhören:
https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/audio/2023/08/internet-wird-auch-in-sudtirol-ausgebaut-de308a80-b0c2-4068-bd50-0fa55581ab95.html
Geht deutlich mehr ins Detail als der kurze Videobeitrag für die Tagesschau.
transkribiert:
R: Herr Fiegl, wie viele Haushalte, wie viele Häuser in Südtirol, haben noch kein Internet?
F: Ich kann Ihnen sagen, heute sind 52.000 der 137.000 Anschriften - also Gebäude in Südtirol - über eine Glasfaser angebunden. Die Entwicklung erstreckt sich bis in das Jahr 2026, wovon ja ein Teil von der Infranet gebaut wird, ein Teil ist Gegenstand der nationalen Ausschreibung des PNRR (Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza) und wir haben auch andere Realitäten: Stadtwerke, Genossenschaften, die zum erreichen dieser Ziele beitragen.
R: Diese 52.000 haben schon das Glasfaser, wieviele habens noch nicht?
F: Es ist schwierig praktisch zu sagen wer hat heute einen Glasfaseranschluss weil uns die Daten praktisch nicht alle vorliegen. Die liegen nur der Regulierungsbehörde vor. Man weiß die Ausbaupläne. Bestätigen können wir sicher dass die 52.000 heute existieren und genutzt werden können. Über die anderen Anbindungen die realisiert und im Entstehen sind unterliegen im Grunde dem Unternehmerischen Betriebsgeheimnis wann diese realisiert werden. Das gilt für eine TIM oder auch andere Unternehmen die in dem Bereich tätig sind.
Es geht ja nicht nur um Glasfaser, es gibt auch Funklösungen die zum heutigen Tag die enstprechenden Bandbreiten gewährleisten.
R: Jetzt gibt es ein Programm der Regierung in Rom, dass auch mit den Geldern aus dem Wiederaufbaufond finanziert wird. Was steht in diesem Programm, ist das eine Digitalisierungsoffensive?
F: Grundsätzlich der PNRR ist sehr breit aufgestellt. Er beinhaltet die Digitalisierung aber auch im Wesentlichen die Anbindung, praktisch den Zugang zu ultraschnellen Breitbandanbindungen zum einen als fixe Anbdindung und zum anderen als Mobilfunktechnologie. Südtirol hat 15.000 Anschriften, Südtirol hängt mit den Ausbauplänen des Trentino zusammen, und in Summe sind es annährend 35.000 Anschlüsse/Gebäude die der Zuschlagsempfänger in diesem Fall TIM Fibercop innerhalb Juni 2026 gewährleisten müssen.
Was heißt anbinden? Der Zuschlagsempfänger verpflichtet sich, diese Gebäude anzubinden und mit einer Technologie die es erlaubt dem Endnutzer 1 Gigabit im Download zu bedienen und 300 im Upload. Also es ist ein technischer Parameter der aufgesetzt worden ist, mit entsprechenden Qualitätskriterien.
R: Mit diesen Zahlen können viele wahrscheinlich nicht wirklich was anfangen, ist das schnell oder nicht?
F: Für den jetzigen Gebrauch, sicher adequat. Man muss die ganze Entwicklung auch berücksichtigen, es geht nicht nur um Schnelligkeit es geht auch um Stabilität in den Anbindungen. Cloud-Computing, Symmetrien, sind die nächsten Herausforderungen. Zum jetzigen Zeitpunkt sicher eine Anbindung die ein arbeiten oder auch um die Social-Media zu bedienen ausreicht. Die Entwicklung aber alles schneller/stabiler durch diese Anbindungen oder diese Leistungen nicht mehr berücksichtigen. Bzw. wird auch ein Umdenken in der Technologie sein, also man möchte Symmetrie haben und stabile Anbindungen. Im Grunde zum jetzigen Zeitpunkt sicher eine Top-Anbindung, wenn sie bewerkstelligt wird, speziell wenn man nichts hat.
R: Die Rede ist so von 15.000 bis 16.000 Häusern, nicht Haushalten wo liegen die ungefähr, also sind da alle Gemeinden betroffen?
F: Diese 15.000 Anschlüsse die aus einer Markterhebung die die nationale Gesellschaft Infratel erhoben hat, sind südtirolweit verstreut. Selbst der urbane Bereich von Bozen ist davon betroffen. Kohlern gehört zur Gemeinde Bozen, ist aber ein ländlicher Raum. Die Anschlüsse verteilen sich über ganz Südtirol. D.h. von Reschen bis nach Winnebach, von Brenner bis nach Salurn.
R. Was heißt das jetzt für die Konsumenten, bspw. die die in Kohlern wohnen, können die davon ausgehen, dass sie Ende Juni 2026, dass das funktioniert hat?
F: Papier ist geduldig, aber man muss auch die ganzen Rahmenbedingungen berücksichtigen der wir uns heute bewegen. Speziell der Telekommunikationssektor der geprägt ist von Wettbewerb er ist auch von der Krise geschüttelt, speziell der italienische Telekommunikationsmarkt. Er ist ein Manko von Fachkräften, die Genehmigungsphasen, die auch letztlich der Ministerrat selbst hervorgehoben hat sind Faktoren die hineinspielen. Hineinspielen tun auch sicherlich die Kostensteigerungen, die heute nicht weitergegeben werden. Im Grunde der Telekommunikationssektor, am Rande gesagt ist auch jener Sektor, der im Grunde beigetragen hat, dass die Inflation eingebremst worden ist, da die Preise im Grunde im Fallen sind.
R: Was macht Italien da anders als andere europäische Länder?
F: In Italien findet eine Verdrängung auf dem Markt statt. Es zählt für die großen Unternehmen Masse, Anzahl der Kunden, wobei der Aspekt der Revenues oder der Erträge vernachlässigt wird und in Italien ist auch ein Phenomen, Italien ist sicher jenes Land wo die Regulierungsbehörde am striktesten ist, im Verhältnis zu anderen europäischen Ländern die den Telekommunikationssektor regelt.
R: Wie äußert sich das?
F: In der Preisgestaltung, speziell welche Kosten sind zulässig. Abschreibungen weil es sind Berechnungsmodelle, es werden noch heute Preise herangezogen aus dem Jahr 2018. Und wenn man berücksichtigt, wir haben eine galoppierende Inflation, zwischen '18 und heute, diese Preissteigerung kann Telecom der im Grunde der dominante Netzbetreiber ist, heute nicht in vollem Ausmaß weitergeben um Gewinne zu erzielen um auch Investitionen zu tätigen, andernfalls wären wir nicht in der Situation, dass solche hohen Förderungen gewährleistet werden müssen.
R: Also, eigentlich sollte sich ein Unternehmen auf dem urbanen Markt besser finanzieren können, also seine Leistungen besser finanzieren können, um das dann im ländlichen Gebiet umzusetzen, wenn ich Sie richtig verstehe und das funktioniert nicht wirklich?
F: Das ist der Idealfall, praktisch mit Gewinnen - also das war Ansatz auch der Infranet - im urbanen Bereich so eine Wertschöpfung zu generieren um im ländlichen Raum auch Investitionen tätigen zu können. Wobei man auch sagen muss, auch die Margen im urbanen Bereich sind nicht jene in dem Ausmaß, dass man sagt ich kann mir alle Anbindungen im ländlichen Raum schnurlos einfach finanzieren.
R: Herr Fiegl ist es übertrieben wenn man dann sagt, das ist irgendwie staatlich beeinflusstes Marktversagen?
F: Es ist eine Verkettung, es ist eine Verkettung. Den Bürger freut's, er hat eine Riesenauswahl, man muss sich auch mal vor Augen halten, trotz aller Steigerungen ich glaube die Telefonrechnung, ob das auf dem Mobilfunk oder dem Fixmarkt gewesen ist, hat keine wesentlichen Preissteigerungen erzielt. Wenn man den Energiesektor berücksichtigt oder das alltägliche Leben, diese Preissteigerungen hat sich auf diesen Rechnungen heute wahrscheinlich noch nicht ausgewirkt. Wobei auch der Telekommunikationssektor jener Sektor ist die am meisten Energie in Italien verbraucht, ohne dass diese Kosten weitergegeben wurden.
R: Kommen wir ganz kurz noch zu dieser Ausschreibung zurück, die die TIM in Südtirol gewonnen hat, wo diese 15.000 ungefähr Häuser, nicht Haushalte jetzt erschlossen werden sollen. Was bedeutet das dann für die Menschen die da wohnen? Ist da weniger Konkurrenz dann bei den Angeboten?
F: TIM vereint zwei Seelen: Die TIM Fibercop ist zum einen ein Netzbetreiber und im zweiten Augenblick auch ein Dienstleister, sprich wie im Energiesektor. Es gibt einen Netzbetreiber und einen Dienstanbieter. Heute auch die Ausrichtung der TIM selber und der Regierung ist eine Trennung in Netzbetrieb und Dienstleistung. Im Grunde ist das eine für uns alle die im Telekommunikationssektor tätig waren jetzt eine Herausforderung, da auf den Netzen der TIM Fibercop eine Vielzahl an Anbieter sich bewegen werden. Heute haben wir in Südtirol noch ein eingeschränktes Angebot an Dienstleistern, sollte aber jetzt uns bewegen diese Netze schneller zusammenzuschalten, einheitliche Bestell-, Liefer- und Entstörungsplattformen zu entwickeln.
R: Also für die Konsumenten positiv.
F: Die Konsumenten kann's freuen.
R: Und welche Aufgabe - ganz kurz - hat die Infranet in diesem Zusammenhang?
F: Infranet hat die eigenen Entwicklungspläne, abgestimmt mit dem Aktionär Autonome Provinz Bozen, in enger Zusammenarbeit auch mit den Gemeinden, mit den Genossenschaften, und den anderen Realitäten, Stadtwerke Brixen/Bruneck, ein homogenes Netz zu entwickeln zugunsten der Bürger und eine eigene Plattform für Bestell/Abwicklung und Entstörung und eine große Vielzahl an Anbietern. Wobei man sagen muss, Südtirol hat mit ihren Realitäten herauskristallisiert und der Bürger weiß es zu schätzen. Die Nähe zu seinem Anbieter.
R: Vielen Dank Herr Fiegl
F: Danke, schönen Tag noch.