Hallo,
von der Ras bekam ich folgende Antwort zum Vorschlag Glasfaser zu den Häusern hin:
ich schreibe Ihnen im Auftrag von Herrn Dr. Ing. Plattner, Direktor der Rundfunk Anstalt Südtirol, RAS, die von der Provinz Südtirol mit der Ausarbeitung der Ausschreibungen für die Breitbandinfrastruktur betraut worden ist.
Ihr Vorschlag klingt sicherlich verlockend, dennoch muss man einige, technisch nicht irrelevante Details hervorheben, die ein Projekt, so wie es ihnen vorschwebt im Moment unrealisierbar machen:
- Die 100 Mbit/s die Ihnen vorschweben können nur bis zum POP garantiert werden. Sobald das Signal den Backhaul erreicht muss man die Bandbreite ankaufen. Die Telecom und Brennercom würden es beide nicht schaffen 100 Mbit/s für jeden Endkunden zum POP im Tal zu bringen.
- Ihr Projekt sieht ein Distributionsnetz vor, wie es sonst hausintern verwendet wird. Die Glasfaser wird in ihrem Projekt nur als Spiegelung eingesetzt, denn sie liegt zwischen zwei Media-Konvertern, d.h. Sie verbinden Kupfer mit Kupfer.
Um konsequent zu bleiben, müsste die Faser nicht nur vom Tal nach Kastelruth laufen, sondern auch vom POP in alle Haushalte. Dafür müsste im POP ein optischer Switch stehen, so wie ihn beispielsweise Cisco Systems herstellt und im Hause eines jeden Endkunden ein Router mit optischem WAN-Interface wie ihn Pirelli verbaut. Dann kann man von einer kompletten Glasfaserverbindung sprechen, so wie sie beispielsweise die Firma "Fastweb" in Mailand errichtet hat. Und selbst dort werden den Endkunden immer noch "nur" Anschlüsse mit 20 Mbit über Fiber angeboten.
- Sie haben die gesamte Vernetzung mit dem Global Internet Exchange vergessen. Der Backbone beispielsweise in Richtung MIX in Mailand müsste Ihrem Projekt nach 100 Mbit/s pro User betragen. Und dies ist mehr als unrealistisch, denn Bandbreiten in dieser Größenordnung im MIX anzukaufen ist nicht erschwinglich.
- Sie verlieren auch über die IP-Vernetzung kein Wort. Wer übernimmt die IP-Adressen-Vergabe? Erfolgt diese über DHCP? Sind die Adressen der Endkunden öffentlich oder privat? Wer übernimmt das Monitoring?
Wie sie sehen ist die Problematik im Moment nicht jene, soviel Bandbreite wie möglich zum Endkunden zu bringen, sondern die Netzstruktur in Südtirol dahingehen zu verbessern, dass jede Gemeinde ordentlich mit dem Backbone verbunden ist. Die Distribution ist ein zweitrangiges Problem, ob nun über 1 Gbit/s über Kupfer, 1 GBit/s über Fiber oder 100 Mbit/s über WiMax.
Ich möchte Sie zu uns einladen, um dennoch über ihren Vorschlag zu diskutieren. Dann können Sie uns ihr Vorhaben eingehender erläutern und wir können abwägen, ob es sinnvoll ist die Glasfaserleitungen so kapillar zu verlegen, wie es Ihnen vorschwebt.
Darauf hin habe ich mehrmals geantwortet aber NIE mehr eine Antwort von RAS bekommen. Meine Antwort:
vielen Dank für Ihre Antwort.
Bei diesem Beispiel das ich Ihnen zugesendet habe geht es mir nicht nur darum sofort 100Mbit zu jedem Haushalt zu bringen und zu garantieren sondern vielmehr um der Verlegung von Glasfaserleitung für die Zukunft. Sobald eine Glasfaserleitung im Erdreich verlegt wird kann man zu jeder Zeit die Bandbreite ohne Probleme erhöhen. Wichtig ist einfach, dass die Glasfaserleitung verlegt wird. Ob die aktuell mögliche Bandbreite der Backbone nun 5Mbit oder 10Mbit darstellt ist Nebensache. Diese kann in der Zukunft immer noch erhöht werden. Das Potential von Glasfaser ist enorm gegenüber das Potential der Kupferleitungen. Nicht ohne Grund baut man in den Städten Glasfaserleitungen auch für den Endverbraucher.
In solch einen Fall ist das Projekt mit Glasfaserleitungen für die Gemeinde Kastelruth keineswegs unrealisierbar.
Unklar ist mir jedoch warum Sie die kostengünstige Lösung bei der Endverteilung mit Medienkonverter als Problem sehen. Es handelt sich immer noch um eine Glasfaserverteilung. Von der Verteilerstation zu jedem Haus hin verlaufen die Leitungen in Glasfasertechnik.
Am Hausanschluss muss sowieso dann in Kupfer konvertiert werden. Ob das nun der Medienkonverter mit Kupfer-Router oder ein optischer Router übernimmt ist dabei Geschmacksachen. Nur ist die Lösung mit Medienkonverter + Kupfer-Router kostengünstig.
Ob jetzt Kupfer oder Glasfaser, es sind immer nur digitale Signale die so effizient wie möglich übertragen werden sollen und die kostengünstige Lösung mit den LevelOn Produkten ist dabei sehr attraktiv. Sollte man gleich günstige "optische" switches finden kann man natürlich diese verwenden.
Jeder Rechner arbeitet intern immer noch auf Halbleiterbasis. Ob jetzt außerhalb vom Gerät konvertiert wird oder im Gerät ist nebensächlich und eine reine Preis/Geschmacksache.
Die Glasfasertechnik übernimmt dabei nur die schnelle und sehr verlustarme Übertragung über längere Stecken.
Zur Problematik mit den 100Mbit pro user. Mir ist leider auch klar, dass es zurzeit nicht möglich ist 100Mbit für jeden Benutzer zur Verfügung zu stellen bzw. dies Preislich gar nicht möglich ist. Es geht mehr darum eine Glasfaser-Infrastruktur auch für die Zukunft zu schaffen – und dies ist im Falle von Kastelruth kostengünstig möglich da zu sehr vielen Häusern hin ein Graben für die Abwasserleitung aufgeworfen wird. Die Bandbreite von Fastweb (oder auch nur ein viertel) würde zurzeit vollkommen reichen. Eine Möglichkeit wäre mit Fastweb zu kooperieren; also die Bandbreiten Bereitstellung und die IP Adressen vergaben – das routing – Fastweb zu überlassen (sofern dies möglich ist).
Zur IP-Adressen Vergabe.
Zu dieser Problematik bin ich nicht näher eingegangen das sonst das Thema den Rahmen sprengen würde und mit ging es im Beitrag mehr um die Glasfaserverlegung als um den Backbone. Zudem hängt dies davon ab welchen Anbieter uns die Bandbreite zur Verfügung stellt und welchen Service er anbieten will und kann (also Bandbreite mit Routing, öffentliche IP Adresse oder nur Bandbreite usw.)
Eine Möglichkeit besteht, dass man die IP-Adressen Vergabe selbst übernimmt und ein internes Netzwerk (also ohne öffentliche IP) aufbaut. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass man bei http://www.ripe.net/ versucht öffentliche IP Adressen (einen Adress-Bereich) anzufordern.
Meiner Meinung nach ist es jedoch sinnvoller die IP-Adressenvergabe und das Monitoring den Backbone Anbietern (wie Brennercom, Telecom, Fastweb, Tiscali usw.) zu überlassen
Sie schreiben weiters dass Ihnen zurzeit wichtig ist, dass jede Gemeinde ordentlich mit dem Backbone verbunden ist. Dies ist auch richtig und hat hohe Priorität. Jeder Haushalt in der Umgebung kann sich dann über ADSL mit dem Internet Verbinden.
Nur kann man die ADSL Technologie nicht als zukunftssichere Technologie bezeichnen. Die Bandbreite von ADSL ist sehr beschränkt und zudem handelt es sich immer noch um eine Kupferleitung oft über mehrere Kilometer (Interferenzen, Überspannungen, dünne Kupferleitung usw.)
Genauso gilt das für die Funkübertragung (z.B. Linkem) wo das verfügbare Frequenzband sehr beschränkt ist und somit keine großen Datenübertragungen möglich sind.
Nur ist die Gemeinde Kastelruth mit der Abwasserleitung ein spezieller und sehr interessanter Fall. Sollte die Möglichkeit bestehen einfach und kostengünstig die Haushalte direkt mit Glasfaser zu verbinden darf dies auf keinen Fall als übereifriges Projekt gesehen werden. Es geht dabei nicht nur jetzt und sofort viel Bandbreite zu schaffen sondern ein solides und leistungsstarkes Netzwerk aufzubauen.
Bei der Glasfaserleitung investiert man in einer neuen zukunftssicheren Technologie deren Potential auch noch in vielen Jahren ausreichen ist. Bei ADSL stößt man schon in wenigen Jahren wieder an der Grenze. Man bedenke nur die Entwicklung von Multimedia Angeboten wie YouTube: http://www.alexa.com/site/ds/top_sites?ts_mode=global&lang=none
Wir können uns gerne auch mal treffen um den Vorschlag "Glasfaserleitung" genauer zu diskutieren. Bitte teilen Sie mir einen eventullen/möglichen Termin mit.
Naja; wenn man etwas NICHT für Wichtig empfindet wird man auch IMMER Probleme finden um das Projekt als "im Moment unrealisierbar" darzustellen.
Weiters schreibt RAS:
Die Distribution ist ein zweitrangiges Problem, ob nun über 1 Gbit/s über Kupfer, 1 GBit/s über Fiber oder 100 Mbit/s über WiMax.
Das ist es eben nicht, denn 1GBit/s über Fiber ist sehr billig und leicht realisierbar, ein 1 GBit/s über Kupfer oder 100Mbit/s über WinMax ist teuer, auswendig, beschränkt, Telecom abhängig usw.
Weiters was hilft mir im Tal 100Gbit wenn ich 10Km weiter auf den Berg nur ISDN habe. Die Endverbraucher wollen ein schnelles Internet und diese wollen auch dafür bezahlen. In Südtirol funktioniert genau die Distribution zum Endverbraucher nicht! Aber dies wird ja nur als zweitrangiges Problem bezeichnet.